stadtmuseum
Von der Idee zur Realisierung – ein weiter Weg
Die Idee, ein kleines Museum, das sich mit der Geschichte Winterstettenstadts beschäftigt, einzurichten, hatten die damaligen Vorstandsmitglieder des Vereins „Der Winterstetter“ bereits in den 1980er-Jahren. Allein der Wille dazu reichte nicht aus, da es keinen entsprechenden Raum im Ort gab, der infrage gekommen wäre. Als der Sportverein 2009 ein neues Vereinsheim beim Sportplatz baute, keimte die Hoffnung, den Wunsch im freiwerdenden „Melkstand“ zu verwirklichen. Da dieser jedoch nicht uneingeschränkt zur Verfügung stand, hätte das Museum dort nicht dauerhaft realisiert werden können.
Die Situation änderte sich 2013 grundlegend, als die Gemeinde Ingoldingen die Renovierung des historischen Winterstetter Rathauses mit Hilfe von Fördermitteln für die Entwicklung ländlicher Raum beschloss. Dadurch erhielt u.a. auch der „Winterstetter e.V.“ einen Bereich im Obergeschoss zu seiner Verfügung. Der jahrzehntealte Gedanke, ein Heimatmuseum im Ort zu haben, war immer noch präsent, so dass man sich 2015 an die Umsetzung machen konnte.
Wie immer und überall ging es natürlich primär um die Finanzierung, und es wurden engagierte Mitgestalter gebraucht! Man benötigte Vitrinen, in denen die Exponate gezeigt werden können und vor allem ein Konzept! Was möchte man überhaupt zeigen und in welcher Form? Die finanziellen Möglichkeiten schlossen größere Ausgaben und gedankliche Höhenflüge, was alles gemacht werden könnte, schon einmal von vornherein aus. Auch die räumlichen Verhältnisse setzten Grenzen.
Dann ging es an die Suche von Mitarbeitern. Federführend nahm die damalige Vereinsvorsitzende, Karin Schöntag, die Sache in die Hand. Es gelang ihr zunächst, einige Winterstetter für das Projekt „Heimatstüble“ zu gewinnen. Da sich die Planung aber über längere Zeit erstreckte und es alles andere als zügig voran ging, blieb ein festes Dreierteam übrig. Gerhard Schöntag und Friedrich Zinser unterstützten, wann und wo immer sie gebraucht wurden. Dazu kamen einige Helfer, die temporär Arbeiten übernahmen. Unter dem Arbeitstitel „Heimatstüble“ fingen die drei an.
Bei der Sichtung der eventuellen Exponate war Karin Schöntag das im Zuge der Rathaussanierung neu geordnete Ortsarchiv eine große Hilfe sowie die vorhandenen Vereinsarchivalien, die in früherer Zeit im Hinblick auf ein kleines Museum angeschafft worden waren, lieferten schon einmal einen kleinen Grundstock. Zusätzlich kamen noch mögliche Ausstellungsstücke aus der Winterstetter Bevölkerung, der Vereine, der Feuerwehr und der Kirchengemeinde hinzu.
Dass herausragende orts- wie weltgeschichtliche Ereignisse – immer im Rahmen der Möglichkeiten –präsentiert werden sollten, war das erklärte Ziel. Die annähernd 30 m² Bodenfläche galt es optimal zu nutzen. Eine einzige Wandfläche stand fast ohne Einschränkung zur Verfügung, während die anderen drei, durch zahlreiche Fenster und Türen unterbrochen, die Präsentationsfläche stark begrenzten. Bei allen handwerklichen Tätigkeiten war die Wasserwaage ein wesentliches Instrument. Man hatte fast den Eindruck, dass es im Raum keinen einzigen rechten Winkel gibt. Das Team musste sich mit den Gegebenheiten eines historischen Gebäudes notgedrungen arrangieren.
Inzwischen hatte der neu gewählte Vereinsvorstand Mittel zur Ausstattung des Museums genehmigt. Trotzdem konnte sich der Verein keine neu gekauften Ausstellungsvitrinen leisten. Sie allein hätten bereits den gesamten Etat überstiegen. Ein Gespräch mit dem Amtsleiter des Biberacher Kreisarchivs, Dr. Jürgen Kniep, dem das Vorhaben unterbreitet wurde, ergab, dass Vitrinen aus dem Bestand des Oberschwäbischen Museumsdorf Kürnbach als Leihgabe zur Verfügung standen. Ein unschätzbar wertvolles Entgegenkommen! Zwei Standvitrinen konnten zusätzlich gebraucht erworben werden, die anderen fünf Vitrinen stammen aus Kürnbach. Auch die Schautafel „Wir bauen Gemeinschaftsanlagen“, die dort nicht mehr gebraucht wurde, durfte für das Museum mitgenommen werden.
Eine große Herausforderung stellte sich beim Transport der beiden großen Vitrinen, die in einem geeigneten Fahrzeug von Kürnbach nach Winterstettenstadt gebracht werden mussten. Im Rathaus angekommen, wurde nämlich die unter Denkmalschutz stehende, schmale und steile Treppe zu einem echten Problem. Eine Wiederholung erlebte das Team zu einem späteren Zeitpunkt, als das sperrige Modell des Riefhauses ins „Heimatstüble“ gebracht werden sollte. Seine Ausstellung wäre beinahe Opfer dieser Treppe geworden!
Die erste große Standvitrine konnte bestückt werden, nachdem sie mit viel Kraftaufwand die Treppe hochgehievt worden war. Die darin ausgestellten Exponate wurden mit nummerierten Holzklötzchen 1 x 1 x 1 cm gekennzeichnet, die entsprechenden Erklärungen dazu mit dem Computer geschrieben, jeweils auf DIN A4 ausgedruckt und in einem Bilderrahmen an die Wand gehängt. Die Prozedur wiederholte sich bei allen Vitrinen und Einzelexponaten, so dass die Besucher nachvollziehen können, was sie in den Schaukästen und an den Wänden sehen.
Viele der ausgestellten Stücke wurden von Friedrich Zinser entweder gestaltet, oder wenn nötig, restauriert. Das Riefhaus Modell wurde von ihm und Alfred Zinser generalüberholt, die Grundfläche verkleinert und auf diese Weise transport- und ausstellungstauglich angepasst.
Zuletzt konnte die „Zeitleiste“ an der Wand unter der Decke befestigt werden. Ein erster Schritt war also getan, nur wenige Kleinigkeiten standen noch aus. Vollendet ist das Projekt „Heimatmuseum“ niemals. Es kann jederzeit weiterentwickelt und erweitert werden! Nach reiflicher Überlegung und mehrfachem Namenswechsel entschied sich der Vorstand für den Namen: „Kleines Stadtmuseum“. Dieser spielt auf Winterstettenstadts, wenn auch kurze, städtische Vergangenheit an.
Durch mannigfaltige Hilfe konnte das Projekt „Kleines Stadtmuseum“ realisiert werden.
Schon bei der Sicherung der Mauerreste auf der Schenkenburg kam der Verein seiner Aufgabe als Heimat- und Kulturverein nach. Nun, da der Wunsch zur Eröffnung eines Museums verwirklicht wurde, hat er einmal mehr zur Bereicherung des kulturellen Lebens im Ort beigetragen.
Inzwischen hatte das Kleine Stadtmuseum schon Gäste aus nah und fern und freut sich auf viele weitere interessierte kleine wie große Besucher.
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